Um physiologische Unterschiede mit und ohne Anwendung der Audiodateien des mobilen Pferdeflüsterers zu messen, setzte ich ein Polar-Messgerät ein, da eine EEG-Messung (EEG=Elektroenzephalogramm) beim Pferd schwierig ist.
POLAR Equine Herzfrequenz-Messgerät. Die POLAR Equine Sender sind speziell an die Anatomie von Pferden angepasst und messen die Herzfrequenz EKG-genau, sowohl während der Belastung als auch in der Erholung. Weitere Informationen über die Messung des Pulses beim Pferd generell gibt es einen eigenen Artikel.
Ich unternahm für meine Tests mehrere Spaziergänge (3,6 km) mit meinem Pferd Aron mit und ohne mobilen Pferdeflüsterer und ließ mir dabei seinen Puls anzeigen, um festzustellen, ob die Audiodateien einen messbaren Einfluss auf das Pferd zeigen. Ich ließ ca. fünf Wochen zwischen den Spaziergängen verstreichen, um Gedächtnis- und Gewöhnungseffekte zu minimieren. Die Bedingungen der einzelnen Spaziergänge glichen sich zwar, waren aber nicht identisch. Obwohl sie von der Witterung und den Trainingsbedingungen her gleich gewählt waren, blieb das, was wir unterwegs trafen nicht identisch. Das Wetter (Herbst und Winter) war kühl und es regnete dieser Tabelle sind die einzelnen Ergebnisse im Vergleich zwischen den beiden Spaziergängen aufgelistet. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Puls-Werte beim Test ohne Audiodatei höher sind als in dem Test mit.
Hier zeige ich nun die beeindruckenden Unterschiede der beiden Messreihen im Diagramm:
Datenreihe2 (rot) zeigt die Messung ohne die Audiodatei des mobilen Pferdeflüsterers und Datenreihe1 (blau) diejenige mit.
Weil die Bilder etwas unscharf geraten sind, hier die Ergebnisse noch einmal als PDF-Datei:
Ergebnisse der Pulsmessungen auf den Spaziergängen
Unterwegs hatten wir auf beiden Spaziergängen Begegnungen mit Fahrzeugen, einem Hund oder einem in eine Folie gehüllten riesigen Gegenstand und natürlich die Nidda-Brücke. Es ist eine über das Flüsschen Nidda führende Betonbrücke, die beim Darübergehen eines Pferdes eigentümliche Geräusche macht und zudem leicht zu schwingen scheint.
Eine wissenschaftliche Untersuchung sind die Einzel-Tests gewiss nicht, aber immerhin sind sie Beobachtungen unter kontrollierten Randbedingungen. Zudem geben sie Hinweise darauf, dass über die Beobachtung des stressfreieren Verhaltens mit den Musikstücken hinaus tatsächlich mit der Musik günstigere Herzfrequenzwerte auftreten. Nun könnte man natürlich einwenden, dass ja ein Gewöhnungseffekt eingetreten sein könnte, da der gleiche Spaziergang zweimal gemacht wurde. Allerdings waren ja bis auf die Brücke jeweils andere „Herausforderungen“ zu meistern, so dass dabei ja nicht von Gewöhnung auszugehen ist.
Aron und ich starteten einen weiteren Versuch mit einer Anti-Angst-mp3 bei ähnlichen Trainings- und Wetterbedingungen ca. 6 Wochen nach dem Versuch mit der Entspannungs-mp3. Auch unsere Startzeit war identisch mit unserer täglichen Arbeitsstartzeit (ca. 9:30 Uhr). Allerdings brachen wir unseren Test aufgrund technischer Probleme vorzeitig ab. Die Erfahrungen die wir machten sind es aber auf jeden Fall wert, dokumentiert zu werden.
Wir starteten mit einem Puls von 32 und er hielt sich die meiste Zeit dann bei 46. An einer Ecke, an der wir einen LKW trafen, stieg er auf 97, danach sank er sogar wieder auf 34 ab und blieb auch an dem in rote Folie verpackten Gegenstand bei 34. Als wir in den Weg zum anderen Stall einbogen, stand dort ein riesiger LKW mit ebenso riesigem Anhänger. Der Motor des LKW lief und es standen zwei Männer daneben, die sich wohl einen Lieferschein anschauten. Arons Puls stieg auf 65 neben dem LKW, der zu allem Überfluss auch noch ein zischendes Geräusch von sich gab. Nachdem wir den LKW bereits ca. 50 Meter hinter uns gelassen hatten, begann Arons Puls sehr rasch zu steigen und zwar auf 102, dann auf 104 und schließlich rapide auf 194. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und überlegte fieberhaft, was das wohl zu bedeuten hätte. Erfreulicher Weise kam ich schnell darauf, was los war. Der Player war ausgegangen weil sein Akku wohl leer war.
Daher beschloss ich unser Experiment an dieser Stelle abzubrechen. Wir gingen auf dem kürzesten Weg zurück zur Anlage und ich ließ Aron noch ein bisschen in der Longierhalle laufen. Nachdem wir ein gutes Stück Abstand zwischen den LKW und uns gebracht hatten, fiel der Puls wieder in einen Bereich um die 60.
Fazit: Die Audiodateien haben einen gravierenden Einfluss auch auf den Puls des Pferdes. Er bleibt mit entspannenden oder Angst reduzierenden Audiodateien wesentlich niedriger als ohne die Audiodateien. So sorgen die Audiodateien dafür, dass das Pferd weniger Energie verbraucht und stressfreier bleibt.
Cornelia Lausmann
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