Nachdem klar war, dass C. in der Zeit, in der sie mit mir zusammen arbeitet nicht reitbar sein würde, war zu überlegen, wie es weiter gehen soll. Wir beschlossen, dass das, was bisher erreicht wurde weiter auszubauen. Eine Entscheidung, was mit C. werden soll, stand nun an.
In dieser Woche longierte ich C. weiter mit der vorwärts-abwärts Hilfe und ließ sie damit auch frei laufen, so dass sie mehr Erfahrung damit sammeln konnte, wie sie sich in vernünftiger Haltung ausbalanciert bewegen kann und gleichzeitig dabei darauf zu achten lernt, was ich von ihr fordere. Darüber hinaus verfestigte sie ihre Fähigkeit, sich auszubalancieren, wenn sie mir ihre Hufe zum Auskratzen gab.
Sie lernte in dieser Woche beim Freilaufen auch, immer zu mir zu kommen, wenn ich sie rief. Das könnt Ihr Euch in diesem Video ansehen:
An der Longe verstand sie immer besser, dass es sinnvoll ist, stehen zu bleiben, wenn es ein Problem gibt, z. B. wenn sie sich erschreckt, weil sie einen Fehler beim Galoppieren machte, z.B. den Kopf hochriss und sich so im Maul weh tat. Durch ihr Stehen bleiben, konnten wir alles wieder neu sortieren und an der Stelle vor dem Fehler weitermachen.
Besonders hervorzuheben ist, dass C. sich auch dann weiter auf mich konzentrierte, wenn in der Halle ein anderes Pferd irgendwelchen Unfug machte. Von Tag zu Tag gelang es C. besser ausgebunden zu galoppieren.
Auch gelang Stehen sowie auf Anforderung drehen angebunden auf der Stallgasse sehr gut.
Vor dem Freispringen sind wir wieder eine halbe Stunde draußen spazieren gegangen und sie blieb trotz diverser Herausforderungen cool.
Das Freispringen (C.s drittes Freispringen) war sehr gut, finde ich. Ihr könnt Euch selber ein Urteil bilden, hier ein kleiner Ausschnitt im Video:
Wir machten auch einen Erkundungsspaziergang in die Umgebung, natürlich mit einer besonderen Audiodatei. C. ging entspannt und ruhig neben mir her. Wir meisterten viele Herausforderungen. Da schönes Wetter war, waren viele Leute unterwegs. Radfahrer kamen von hinten und von vorne. Wir trafen Leute mit Hunden, kleinen Kindern und auch mit Kinderwagen, auch ein Auto, das dicht an uns vorbeifahren musste, weil so wenig Platz war. Das war alles kein Problem. Auch folgte C. mit problemlos über eine kleine Betonbrücke, die über ein kleines Flüsschen führt und die eigentümlich vibriert, Geräusche macht und sogar ein bisschen zu schwingen scheint, wenn ein Pferd darüber geht. Ich machte mir ein bisschen Sorgen, weil ich ja nicht wusste, ob C. auch bereit sein würde, noch einmal über diese Brücke zu gegen. Wenn sie es nicht getan hätte, hätten wir etliche Kilometer gehen müssen, um auf einem anderen Weg zum Stall zurück zu kommen. Ich war heilfroh, dass sie mir ihr Vertrauen auch für den Rückweg über die Brücke schenkte.
Als der Akku des Players leer war – und das geschah Gott sei Dank erst ungefähr 50 Meter- nachdem wir die Brücke ein zweites Mal überquert hatten, war C. nicht mehr so entspannt wie zuvor. Sie trug ihren Kopf hoch und ich hatte die ganze Zeit Druck auf der Trense. Ihr Schritt wurde wesentlich energischer und sie achtete penibel auf die Umgebung und demzufolge weniger auf mich. Schließlich erkannte sie, dass wir uns dem Stall näherten und sie teilte ihren Kollegen erst einmal lautstark mit, dass wir gleich da sein würden. Daher wollte sie ihren Schritt nochmals beschleunigen, was ich aber mit Hilfe der Trense vereitelte. Ich war froh, dass ich die Trense gewählt hatte und nicht das Halfter. Wir gelangten ohne Zwischenfälle zurück in den Stall.
Wir erweiterten unser Arbeitsterrain am vorletzten Tag unsere Zusammenarbeit bei gutem Wetter und eroberten die Außenplätze natürlich ebenfalls mit einer besonderen Audiodatei. Nachdem ich C. fertig gemacht hatte, gingen wir auf dem kürzesten Weg aus dem Stall über den Springplatz, auf dem ein Reiter unterwegs war auf den Dressurplatz. C. hatte so keine Möglichkeit, ihre Aktivierung augenblicklich an das vorgeschlagenen Niveau anzupassen. Das hatte zur Folge, dass sie sich auf dem Platz erst mal aufplusterte. Sie blieb aber handhabbar. An die Longe hängen wollte ich sie in diesem Zustand allerdings nicht, das wäre auch nicht sinnvoll gewesen. Also gingen wir erst ein bisschen auf dem Platz herum, bis C. sich an den Rhythmus der Audiodatei angepasst hatte. Erst dann kam die vorwärts-abwärts Hilfe dran und ich hängte sie an die Longe. Sie machte brav mit und ging so lange im Schritt, wie ich es wollte, dann trabte sie auf Anforderung hin an. Kurze Zeit später beschäftigte sie etwas (Geräusche aus der Halle, aus der sonstigen Umgebung? – keine Ahnung). Sie trug ihren Kopf immer höher und ging zögerlicher vorwärts. Das wollte ich ändern und knallte mit der Peitsche, was keine gute Idee war. C. mag sich ungern zu etwas zwingen lassen, sie geht dann eher gegen an. So auch hier. Es kann natürlich auch sein, dass sie sich erschreckte, weil sie das Knallen der Peitsche noch nicht kannte. Sie blieb postwendend stehen, drehte sich und lief rückwärts. Auf mein „Pfui“ hin blieb sie dann wieder stehen und ich konnte sie dazu bewegen, erneut im Kreis um mich herum zu laufen. Immer, wenn sie wieder solche Anwandlungen zeigte – und das sollte noch öfter vorkommen – hob ich die Longierpeitsche einfach höher und wedelte diplomatisch damit. So bekam ich die Reaktion, die ich von ihr wollte. Ich konnte sie immer besser und dosierter treiben, so dass wir diverse Übergänge trainieren konnten. Sogar einzelne Runden im Galopp waren möglich. Das rauf- und runterregulieren der Gangarten funktionierte problemlos, auch wenn C. immer wieder kurze Ablenkungs- und Aufregungsreprisen einbaute. Auf der rechten Hand war es im Prinzip dasselbe, nur dass ich noch ein bisschen Aufwand mehr betreiben musste, um sie auf einer korrekten Kreisbahn zu halten.
Wir sahen uns vielen Ablenkungsgelegenheiten ausgesetzt. Der Reiter auf dem Springplatz sprang erst einzelne Hindernisse, dann Folgen von Hindernissen und verließ schließlich den Platz. Es kam eine neue Reiterin, die über den Dressurplatz auf den Springplatz ritt. Kinder mit Hund gingen auf dem Spazierweg neben dem Dressurplatz vorbei. Autos kamen oder fuhren fort, Pferde wurden für einen Spaziergang vom Hof geführt. Dank der Audiodatei behielt C. immer ein der Aufgabe noch angemessenes Aktivierungsniveau bei. Es gab nur kurze Momente, in denen ihre Aktivierung ein bisschen zu hoch wurde, dann kehrte sie aber gleich wieder in ein angenehmes Niveau zurück. Ich bin begeistert. So ist das Lernen für das Pferd viel angenehmer und für mich kostet seine Ausbildung wesentlich weniger Anstrengung sowohl mental als auch körperlich.
Als wir fertig waren habe ich C. die Longe und die vorwärts-abwärts Hilfe auf dem Dressurplatz abgemacht und die Zügel wieder an der Trense befestigt. Wir haben zum ersten Mal gemeinsam abgeäppelt. C. musste stehen und warten, bis ich ihre Äppel eingesammelt hatte. Das gelang genauso wie es gelang alle Longierutensilien wieder mit zurück in den Stall zu nehmen. Dort mussten wir zunächst warten, bis ein anderer Reiter all seine Longierutensilien zusammen hatte, um dann an ihm und dem anderen Pferd in der Stallgasse vorbeizugehen. Es hat alles wunderbar geklappt. Auch das Abtrensen gelang problemlos.
Schwieriger wurde es dann, C. in der Box zu putzen und die Hufe auszukratzen, denn sie hörte jetzt keine Audiodatei mehr und im Stall war merklich was los. Ich musste C. in der Box anbinden, damit ich sie putzen konnte. Den rechten Vorderhuf gab sie mir problemlos. Damit ich den linken bekam, musste ich einen riesigen Aufwand betreiben (Schaukeln, sie ihre Hinterhufe wieder unterstellen lassen und das Ganze mehrfach). Schließlich bekam ich den Huf auch noch ganz kurz. Dann bekam sie ihre Belohnungen.
Am letzten Tag unserer Zusammenarbeit arbeiteten wir wieder in der Frühe, erst an der Longe mit der vorwärts-abwärts Hilfe und dann freilaufend. Alles gelang prima, C. wechselt jetzt sogar freilaufend auf verbale Aufforderung hin die Hand und wechselt ebenso die Gangart oder kommt zu mir, wenn ich sie rufe.
Endlich ist die Entscheidung gefallen. C. wird nach Düren umziehen und die Gelegenheit bekommen, ihre Ausbildung fortzusetzen.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit unserer Zusammenarbeit in diesen vier Wochen und bin total gespannt, ob die Übergabe an eine andere Führungsperson problemlos gelingt.
An dieser Stelle noch einmal Vergleichsfotos zur Erinnerung:
Miriam_dorn@web.de
Auch ist es natürlich interessant, ob C. so freundlich ist, problemlos in den Hänger zu gehen. Nun ja, wir werden es erleben.
Weitere Informationen über die Zusammenarbeit mit diesem Pferd findest Du unter:
Der mobile Pferdeflüsterer im Spezialtest Projekt C erste Woche
Der mobile Pferdeflüsterer im Spezialtest Projekt C. 2. Woche
Der mobile Pferdeflüsterer im Spezialtest Projekt C. dritte Woche
Zusammenfassung Spezialtest Projekt C.
erste Woche in Düren (Ankunft am 4. März)
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Cornelia Lausmann
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