Im März 2014 begann ich mit Pinot, einem 4-jährigen Araber, mit den Übungen zum Kompliment mit einer speziellen Audiodatei, um zu erforschen, ob das Erlernen des Kompliments mit Unterstützung dieser Audiodatei schneller möglich ist als ohne.
Natürlich lässt sich, da ich ja nur mit einem Pferd mit Audiodatei arbeite, nicht wirklich feststellen, ob die Audiodatei das Lernen beschleunigt, aber ich kann, da ich schon anderen Pferden das Kompliment beigebracht habe ein Gefühl dafür entwickeln, ob die Audiodatei hilfreich ist.
Als Kompliment (Zirkuslektion) bezeichnet man eine Verbeugung eines Pferdes. Das Pferd hebt einen Vorderhuf bewegt sich gleichzeitig mit dem Rest seines Körpers ein Stück weit rückwärts, um das Bein in Höhe des Vorderfußwurzelgelenks am Boden abzusetzen (siehe Bild).
Ein Kompliment ist nicht unbedingt ein Verhalten, das ein Pferd von sich aus zeigt. Weil es dies also nicht von sich aus zeigt, lässt sich das Kompliment nicht einfach durch Bestärken eines von Natur aus gezeigten Verhaltens erzeugen.
Willst Du es Deinem Pferd dennoch beibringen, kannst Du dies mit einer stückweisen Annäherung an das gewünschte Verhalten erreichen. Diese Methode wird in der Lernpsychologie auch Shaping genannt.
Das Kompliment erfordert die Koordination etlicher Muskeln, daher müssen eine Anzahl unzutreffender und unwirksamer Reaktionen abgelegt werden, während sich die angemessenen und letztlich richtigen Reaktionen festigen. Im Laufe dieses Prozesses verwende ich neben der Verstärkung durch Leckerlies verbales Konditionieren, indem ich Annäherungen an das gewünschte Verhalten verbal lobe und solche, die nicht zielführend sind, entsprechend kennzeichne.
Wie war nun die konkrete Vorgehensweise und was haben wir in der ersten Woche erreicht?
Als erstes gewöhnte ich Pinot an die Beinlonge (eine Longe, die um einen Vorderfuß und von da aus um den Bauch des Pferdes geführt wird). Dann lernte er, sich der Beinlonge zu überlassen, was ihm sehr schwer fiel und woran er auch nach einer Woche noch zu knabbern hat. Aber sein Kommitment wurde von Tag zu Tag besser.
Nach der ersten Woche erlaubte er mir auch, ihn zu schaukeln, so dass er Stück für Stück seine Muskulatur im stützenden Vorderbein verbessert. Schaukeln bedeutet, dass er vor und zurückschwingt, so dass er sich mit dem Bein, welches er letztendlich auf dem Boden aufsetzen soll, immer weiter dem Erdboden nähert.
Darüber hinaus lernt er, sein Gleichgewicht in jeder Winkelung seiner Beine besser zu halten. Auf diese Weise fällt es ihm dann immer leichter, die gewünschten Übungen durchzuführen.
Währen unserer Übungen stellte ich fest, dass Pinot sich über neue Lernaufgaben freut. Allerdings wird er sehr schnell skeptisch, wenn ihm Teilschritte der Lernaufgabe nicht mehr geheuer sind. Er reagiert dabei eher gelassen, aber macht nicht mehr engagiert mit, sondern generiert kreativ Ideen, wie er wohl vermeiden kann diese Übungen weiter zu verfolgen. So ist es eine spannende Herausforderung, ihn bei der Stange zu halten und das Ziel zu erreichen.
Im folgenden Ausschnitt eines Videos dokumentiere ich, wie weit wir in der ersten Woche unserer Übungen gekommen sind:
Wie Ihr sehen könnt, lässt Pinot sich schon ein bisschen „schaukeln“. Im Verlauf unserer weiteren Übungen wird es ihm gelingen, sich immer weiter hinunter schaukeln zu lassen, bis er schließlich mit dem Bein auf dem Boden ankommen wird. Wenn wir das geschafft haben, wird er sehr rasch in der Lage sein, die notwendigen Bewegungen selbstständig und auf ein Kommando auszuführen.
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Cornelia Lausmann
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