Der Test diente dazu, zu prüfen, ob es mit dem mPfF möglich ist, ein sog. Problempferd in vertretbarer Zeit auszubilden. Im Folgenden findet Ihr die Ergebnisse.
C., ein vom Veterinäramt konfisziertes Problempferd (eine14-jährige ehemalige Zuchtstute ohne Papiere) wurde am Sonntag, 02.02.2014 in einen Reitstall in meiner Wohnortnähe gebracht. Sie kam um 15:00 Uhr an.
Sie sei problemlos in den Hänger gegangen, anfangs etwas unruhig gewesen, dann aber hätte sie gut gestanden, teilte mir Frau K., die sie gebracht hatte mit. C. habe Probleme mit den Hinterbeinen, da sie einen Hüftbruch gehabt habe. Deshalb musste sie auch beim Schmied sediert werden, damit die Hufe gemacht werden konnten. Cs Hufe waren viel zu lang und zudem ausgebrochen (siehe Fotos).
C. war von Aug 2013 bis zum 2.2.2014 bei Frau K. Über ihre Geschichte bei den Vorbesitzern sei nicht viel bekannt.
C. war nach der Ankunft sehr verhalten unterwegs. Sie ließ sich problemlos in ihre neue Box bringen. Frau K. stellte sie mit Halfter hinein. Bei unserem ersten Spaziergang bewegte C. sich wie in Trance. An ihrem Verhalten am darauf folgenden Tag erkannte ich, dass sie am Vortag etwas zur Beruhigung bekommen hatte.
In der ersten Woche unserer gemeinsamen Arbeit drehte C. mir generell das Hinterteil zu, wenn ich zu ihr in die Box kam. Sie war noch sehr unsicher sowie misstrauisch und wusste nicht so recht, was sie von dem Ganzen halten sollte. Am vierten Tag, nachdem sie gelernt hatte, sich longieren zu lassen, nahm sie die ihr in der Box angebotenen Belohnungsmöhrchen und drehte mir postwendend unhöflicher Weise wieder das Hinterteil zu.
Sie lernte dennoch sich trensen, satteln, putzen, führen und longieren lassen und wir übten Huf geben. Sich trensen und longieren lassen fiel ihr sehr schwer. Beim Longieren hatte sie immer wieder die Idee, in eine andere Richtung zu laufen und sie war sehr ungehalten, wenn das Gebiss ihr dann unangenehme Gefühle im Maul verursachte. Die Kommandos „HALT“ und „BLEIB“ lernte sie kennen und verstehen, auch wenn ihr die Umsetzung noch schwer fiel. Sie verstand, dass ein langgezogenes „FEIN“ ein Lob bedeutet und ein kurzes, scharfe „PFUI“ einen Tadel.
Sie lernte auch, sich auf der Stallgasse angebunden in die eine oder andere Richtung drehen zu lassen, wenn jemand vorbei möchte oder sie fotografiert werden soll.
Sie lernte Spiegel, bunte Stangen, Cavaletti-Würfel und Freispringen über 3 Kreuze in der Halle kennen. Unausgebunden trug sie ihren Kopf immer ausgesprochen hoch. Ausgebunden neigte anfangs dazu, sich komplett steif zu machen, sich zu drehen, Kopf und Hals hochzureißen, den Rücken nach unten durchzubiegen und sich sägebockartig hinzustellen.
Mit Schlaufzügeln (ganz lang ausgebunden) ließ sie sich frei laufend kaum treiben, rannte in die nächste Ecke und blieb stehen, wenn ich nicht schnell genug war. Longieren mit Schlaufzügeln lernte sie erst im abgetrennten kleinen Hallenstück. Am Ende der ersten Woche gelang Longieren mit und ohne Ausbinden sicher, auch wenn sie mit Haltung und Biegung noch erhebliche Probleme hatte. Zwischenzeitlich bekam sie immer wieder Gelegenheit, frei zu laufen. Dabei präsentiert sie sich gerne und ihre Gänge sind ansprechend. Einmal hatte sie sich irgendwie verschätzt und rumpelte vier Galoppsprünge lang an der Bande entlang. Ein anderes Mal zog sie beim Laufen lassen tatsächlich in Erwägung, über die Hallentür zu springen, aber sie traute sich dann doch nicht. Seit dieser Überlegung machte ich auch die äußere Hallentür immer zu. Beim Freilaufen lernte sie, dass sie zu mir kommen soll, wenn ich sie rufe. Bei den ersten Versuchen hielt sie mindestens 3 m Sicherheitsabstand nach ein paar Tagen traute sie sich, ganz zu mir zu kommen und sich ihre Belohnung abzuholen.
Hufauskratzen ließ sie sich die ganze erste Woche gar nicht gefallen. Sie gab am Ende der Woche ganz kurz den rechten Vorderfuß hoch, zum Kratzen reichte die Zeit nicht. Meistens versuchte sie sich gegen mich zu werfen, wenn ich versuchte, einen Fuß hochzuheben und mir dann, wenn ich einen Schritt zurücktrat sofort das Hinterteil zuzudrehen.
Eine spannende Frage war, ob mit C. jemals etwas gearbeitet wurde. Beim Führen übte ich mit ihr Schulterherein an der Hand, musste jedoch feststellen, dass ihre Druckpunkte an den Seiten noch nie konditioniert wurden, denn sie reagierte gar nicht auf das Berührtwerden. Fazit: Mit C. wurde bisher nicht gearbeitet.
C. hörte bei jeglicher Arbeit eine mp3 zur Beruhigung, für die Konzentration und das Lernen oder um Angst zu reduzieren.
In Anbetracht der Tatsache, dass der Tierarzt, der C. bei Frau K. betreute, sagte, dass es sehr sehr lange dauern würde, bis man mit ihr etwas anfangen könne, bin ich mit den Ergebnissen der ersten Woche mehr als zufrieden.
Weitere Informationen über die Zusammenarbeit mit diesem Pferd findest Du unter:
Der mobile Pferdeflüsterer im Spezialtest Projekt C. 2. Woche
Der mobile Pferdeflüsterer im Spezialtest Projekt C. dritte Woche
Der mobile Pferdeflüsterer im Spezialtest Projekt C. vierte Woche
Zusammenfassung Spezialtest Projekt C.
erste Woche in Düren (Ankunft am 4. März)
Calida macht Fortschritte
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Cornelia Lausmann
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